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Altes Taglöhnerhaus (1996–2005)

Foto Haus
Das Taglöhnerhaus

Das Taglöhnerhaus von 1697

Es gibt betagte Gebäude, die schweigend eine Geschichte erzählen. Man muss nur etwas genauer hinsehen und kann in dem alten Gemäuer lesen wie in einem Buch. Um ein solches Gebäude handelt es sich bei dem vor Ihnen liegenden Markus-Schraner-Haus.

Foto Trauffassade
Trauffassade Süd

Dieses Hochstudhaus wurde im Jahr 1697 erbaut. Damals war es noch strohgedeckt. Im Laufe der Jahrhunderte trug es immer wieder andere Namen: Rettichhaus, Kappelerhaus … Doch über all die Zeit bot es jenen Dorfbewohnern ein Dach über dem Kopf, die nur über ein geringes Einkommen verfügten oder lediglich für einen kurzen Zeitraum in Leibstadt lebten. Anfangs waren das die «Taglöhner», zuletzt wohnten Bauarbeiter unter dem grossen Walmdach des Doppelwohnhauses. Das Taglöhnerhaus von Leibstadt stellt ein seltenes, bautypologisch und sozialgeschichtlich wertvolles Dokument dar. Denn das schlichte Erscheinungsbild des Hauses und sein dürftiges Raumangebot zeugen noch heute vom überaus genügsamen Leben der ländlichen Unterschicht im 18. Jahrhundert. Beide Hausteile waren gleich aufgebaut: Im Erdgeschoss befanden sich eine zweigeschossige Küche, Stube und Kammer, darüber Schlaf- und Vorratskammern, die über eine Treppe von der Küche aus zugänglich waren. Beim Dachgeschoss handelte es sich um einen offenen Raum, zu dem vom Tenn aus eine Leiter führte. Wie viele Generationen von Menschen haben hier wohl gelebt? Wie viele Schicksale hat das Haus gesehen? Nachdem im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts irgendwann die letzten Bauarbeiter ausgezogen sind, beginnt das leer stehende Gebäude zu zerfallen. 1996, also fast genau 300 Jahre nach seinem Bau, entdecken Markus und Brigitte Schraner-Härdi das verwahrloste Taglöhnerhaus. «Es war Liebe auf den ersten Blick!», erinnert sich Brigitte Schraner-Härdi. Das Ehepaar kauft das Haus und beginnt mit seiner originalgetreuen Instandsetzung.

Doch 1999 schlägt das Schicksal zu: Markus Schraner stirbt an Krebs. Zu jenem Zeitpunkt ist gerade mal der Rohbau fertiggestellt. Ihr Schwager Willi Rohr-Härdi, von Beruf Architekt, springt ein und hilft Brigitte Schraner-Härdi bei der weiteren Instandsetzung des alten Taglöhnerhauses. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege, der «Pro Patria», dem Lotteriefond und der «Pro Leibstadt» wird das Haus im Jahre 2000 schliesslich bezugsfertig.

 

Für die Gemeinde Leibstadt ein grossartiges Werk! Aus diesem Grund wurde das Gebäude in liebevollem Gedenken an den Verstorbenen als «Markus-Schraner-Haus» bei der Denkmalpflege registriert.

Bild Inschrift
Inschrift am südlichen Hauseingang «1697 HK»

 

Das Bänkli

Als besonderes Highlight des Bänkliweges wurden am Wegesrand, mitten auf die Wiese und nahe des Bächlis, drei rote Tulpen „eingepflanzt“. Diese formschönen auffälligen Drehsitze fügen sich wunderbar in die Landschaft ein und ermöglichen den Blick auf die gegensätzlichen Bauten zum alten Taglöhnerhaus und der neuen „Burg“ auf der linken Seite. Der Sitzende kann sich aber auch bis zu 360 Grad um die eigene Achse drehen, um für sich die passende Aussicht zu wählen. Daraus ergibt sich sicherlich die eine oder andere neu entdeckte Sichtweise zurück ins Dorf.

Bild Bänkli Altes Taglöhnerhaus