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Friedhof mit Loreto-Kapelle (1956–1965)

Zeichnung der Kapelle
Zeichnung von Fritz von Alten, 1956

Der Friedhof mit Loretokapelle

Das hoch über dem Rhein gelegene Ensemble aus Loretokapelle und Leibstadter Friedhof ist ein Kleinod. Die Kapelle gehörte zur Burg Bernau, die westlich der Kapelle auf einer Anhöhe stand und erstmals 1157 urkundlich erwähnt wird. Nach einem Brand im Jahre 1844 sind von der Burg nur noch wenige Mauerreste übrig geblieben. Die Loretokapelle, eine typologisch und historisch spannende Nachbildung der Casa Santa im italienischen Wallfahrtsort Loreto, ist jedoch bis heute erhalten geblieben. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1955/56 und 1987/88) zweimal restauriert und steht seit 1963 unter Denkmalschutz.

Die angesehene Urner Familie von Roll kaufte im Jahr 1635 die Burg Bernau, einst Stammburg der Freien von Bernau. Franz Ludwig und Maria Anges von Roll lebten ab 1646 in der Burg und bauten sie zum prunkvollen Schloss aus. Im Jahr 1672 liess Franz Ludwig von Roll die Loretokapelle auf der benachbarten Anhöhe errichten. Die Legende besagt, er habe den Bau der Kapelle gelobt, in der Hoffnung, nach langer Kinderlosigkeit endlich Nachwuchs zu bekommen. Tatsächlich gebar Maria Agnes insgesamt 14 Kinder. Ein Blick auf die Ahnentafel der von Rolls zeigt aber, dass das erste Kind der von Rolls bereits elf Monate nach ihrer Vermählung im Jahre 1642 das Licht der Welt erblickte.

Foto Innenraum der Kapelle
Loretokapelle Bernau – hinterer Teil, der für die Dienstleute bestimmt war

Naheliegender ist deshalb die Vermutung, dass Franz Ludwig von Roll im Alter von 50 Jahren eine standesgemässe Begräbniskapelle mit Familiengruft bauen wollte. Tatsächlich wurden unter dem Hauptaltar die verstorbenen Familienmitglieder beigesetzt, wie die hölzernen Grabtafeln an den Wänden der Kapelle bezeugen.

Durch Misswirtschaft verarmte das Geschlecht von Roll, die Güter kamen in fremde Hände. 1801 wurde die Kapelle verkauft. Sie gelangte erst später in den Besitz der Gemeinde Oberleibstadt.

Der Friedhof besteht seit 1859. Er wurde im Jahr 1972 erneuert, um ihn zu einer würdigen Ruhestätte der Toten und zu einem Ort der Begegnung für die Lebenden werden zu lassen.

Da es immer weniger Erdbestattungen gibt und der Wunsch nach Urnenbestattungen in Gemeinschaftsgräbern zunimmt, wird auf dem Friedhof immer weniger Platz benötigt. In den Jahren 2012/2013 wurde deshalb das Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof für 200’000 Franken erweitert und neu gestaltet. Eine Skulptur schmückt seitdem das Gemeinschaftsgrab: Das Cortenstahl-Artefakt «Himmel und Erde» von Gillian White ist voller Symbolik. Es enthält Zeichen aller grossen Weltreligionen. So ist jede und jeder damit gemeint, die ganze Welt umfangen, das Diesseits mit dem Jenseits verbunden.

Als im Jahr 2014 erneut ein Grabfeld abgeräumt wurde, entschied sich der Gemeinderat dafür, die frei werdende Fläche nicht einfach nur zur Rasenfläche zu machen, sondern sie dezent zu gestalten. Jetzt sieht das ehemalige Grabfeld einem Garten gleich – ein Zeichen der Achtung gegenüber den hier bestatteten Menschen. In die Neugestaltung wurden einzelne besondere Grabsteine integriert.

 

Das Bänkli
Bei der Bestimmung dieser Bänkli war schnell entschieden, dass es seniorengerechte Sitzgelegenheiten sein sollen. Doch die darauffolgende Recherche hat ergeben, dass sobald eine Bank eine Rückenlehne hat, diese schon als „seniorengerecht“ angepriesen wird. Doch ganz so einfach wollte es sich niemand machen. Die Entscheidung fiel auf diese zwei robusten Holzbänkli, stehend auf Betonsockel und nicht nur mit einer Rückenlehne, sondern auch mit etwas aussergewöhnlichen, aber sehr praktischen Aussen- und Mittelarmlehnen.

Bild Bänkli beim Friedhofsplatz